Freitag, 3. August 2012

Trotteleffekt. Oder eine neue Folge Pommes-Grün-Doof


Trotteleffekt


Ist ein Motivationsverlust in Gruppen, der auftritt,
wenn Gruppenmitglieder wahrnehmen oder erwarten,
dass andere Gruppenmitglieder ihre Anstrengungen verringern.
Um zu vermeiden, dass sie ausgenutzt werden,
verringern sie selbst ihre Anstrengungen.

Zugegeben, die Definition hätte ich mir gern selbst ausgedacht, habe sie aber aus einem
Lehrbuch der Sozialpsychologie abgeschrieben. Unweigerlich musste ich dabei an die grünen
Weltverbesserer aus Dortmund denken. Seitdem Ordnungsdezernent Steitz die Arbeit komplett
eingestellt hat, setzen nun auch seine Freunde an der Parteibasis und auf kommenden
Stimmzetteln auf Arbeitsverweigerung.

Da kommt tatsächlich ein grüner Ratskandidat auf die schlaue, revolutionäre und noch nie
da gewesene Idee, den Straßenstrich in Dortmund wieder zu öffnen. Diesmal mit Sicherheit
und Beratungsstelle. Wer jetzt im grünen Bullshit-Bingo drei Richtige hat, darf draußen eine
rauchen gehen. Hatten wir nämlich schon alles, Herr Langhorst. Die “Sicherheit” wurde
durch Verrichtungsboxen und die Beratung durch Kober gewährleistet. Und trotzdem gab
es hunderte Prostituierte, die sich im perversen Preiskampf immer weiter unterboten haben.
Blasen fünf Euro, Sex ohne Gummi zwanzig. Auch Gewalt, Bandenkriege, Drogendelikte
und gesundheitliche Gefahren waren an der Tagesordnung. Mit diesem Wissen einen neuen
Straßenstrich zu fordern, ist an Arroganz und Anmaßung nicht mehr zu überbieten. Das Fass
bringt der Kreisverband der Grünen dadurch zum Überlaufen, dass er den Strich möglichst
weit außerhalb des Stadtgebiets haben möchte. Bloß nicht dort, wo grünes Wählerklientel
herumwackelt.

Abgesehen davon, dass die zwanzig bis dreißig Prostituierten, die mittlerweile rund um den
Nordmarkt anschaffen, zumeist Drogensüchtige deutscher Staatsangehörigkeit sind und mit
den Zuwanderinnen aus Osteuropa nichts zu tun haben, ist die weitere Problemverlagerung
wieder nichts mehr als eine grüne Taktik, die immer zieht: Aus den Augen, aus dem Sinn!
Horrorhäuser, Matratzenwohnungen und blühender Drogenhandel sind leider auch das
Ergebnis grüner (un-) Ordnungspolitik in Dortmund. Das Leid der osteuropäischen Frauen,
die es im Dortmunder Rotlicht-Milieu zweifelsohne auch noch gibt, wird im Übrigen auch nicht
durch einen neuen Strich in Dortmund gelindert. Im Gegenteil. Dieser schafft neue Strukturen
für alle bekannten Probleme, wie man sie bereits an der Ravensberger Straße zu bekämpfen
hatte. Bis hin zum Prostituierten-Wanderverkehr. Einzig der Busbahnhof ist nun etwas netter
und verschafft zumindest einen freundlichen ersten Eindruck vom menschenunwürdigen Dasein
und Arbeiten in der “Wahl”-Heimat. Probleme in strukturschwachen Regionen Europas müssen
auf europäischer Ebene gelöst werden. Solange es überhaupt noch nötig ist, den Gedanken
zu hegen, seine Heimat in Rumänien oder Bulgarien zu verlassen, um sich selbst und seine
Familie durch Prostitution zu Schleuderpreisen zu ernähren, sind die von Herrn Langhorst
eingebrachten Vorschläge einfach nur widerwärtig. Und Herr Bandermann hat in seinem
Kommentar in den Dortmunder Ruhrnachrichten durchaus recht, wenn er sagt, dass die Grünen
hier zweimal auf die Herdplatte fassen und aus Fehlern nichts lernen. Das Verharren im Status
Quo ist das Markenzeichen grüner Sozialpolitik in dieser Kommune.

Den anderen Problemen in der Nordstadt hätte sich längst sein Sozialdezernent annehmen
können. Statt unendlich viel Geld in einen sinn- und menschenleeren Saufraum zu stecken,
hätte Herr Steitz präventive Maßnahmen anstoßen können. Auch ist in Dortmund ein neuer
Weg in der Drogenpolitik zu diskutieren. Ist es wirklich nötig, sich für bis zum Ultimum gestrecktes Heroin zu verkaufen? In anderen Ländern ist die Abgabe von Diamorphin auf
Rezept in Apotheken oder Krankenhäusern längst Usus. Das wird auch hier zu diskutieren sein.
Mitten in der Stadt.

Andreas Cierpiol ist stellvertretender Vorsitzender der Dortmunder Jusos. Dieser Artikel spiegelt
ausdrücklich seine private Meinung wider und steht nicht im Zusammenhang mit seinen
politischen Ämtern oder Organisationen, in denen er aktiv ist