Donnerstag, 6. Juni 2013

Lasst die Sau raus, wir ham's ja!

Ich möchte mit einem kleinen Geständnis anfangen. Ich gehöre zu der Sorte Studierender, deren Eltern voll für die anfallenden Kosten eines Studierendenlebens aufkommen. Trotzdem arbeite ich neben dem Studium noch als studentische Hilfskraft, was mir einiges an zusätzlichem Geld bringt. Ich trinke nicht, ich rauche nicht. Und so kommt es, dass sich nach einer gewissen Zeit ein netter Betrag ansammelt, welchen ich zur freien Verfügung habe. Dies ermöglicht es mir teuren Hobbys nachzugehen und Geld für größere Investitionen anzusparen. Dank der Jusos bekomme ich vielleicht bald die Chance, einer weiteren Tätigkeit nachzugehen, die nicht ganz billig wird. 

Denn im Jusoverband geht seit geraumer Zeit ein Gespenst um. Ein Gespenst, über das ich bereits mit einigen Jusos gesprochen habe und viel Interessantes erfahren habe. Und wie bei allen außergewöhnlichen Phänomen, reicht die Spannbreite der Erzählungen von Mythen über Hörensagen bis hin zu Fakten. Das Gespenst, über das soviel gesprochen wird, hört auf den Namen Chauvi-Kasse. Im Prinzip geht es darum, dass jeder und jede, der/die sich in irgendeiner Form chauvinistisch äußert, einen gewissen Geldbetrag in eine Kasse einzahlen muss. Endlich machen Jusoveranstaltungen wieder Spaß! Endlich kann man mal so richtig die Sau rauslassen! Frei nach dem Motto „Es ist geil ein Arschloch zu sein!“ kann ich es mir erlauben mich so zu benehmen, dass selbst Ekel-Alfred vor Neid erblassen würde. Denn ich hab ja vorher noch schnell mein Konto leer geräumt um alle Schuld begleichen zu können und mein Gewissen rein zu waschen. 

In Zukunft denke ich nicht mehr drüber nach, ob ich mir das neue Album meiner Lieblingsband kaufe oder für den nächsten Urlaub spare, ich sage mir einfach: “Scheiß auf Urlaub, nächste Woche NRW Jusos.“. Da schimpfe nochmal jemand über die katholische Kirche mit ihren antiquierten Riten. Ich bezweifle, dass ohne diese traditionelle Institution ein solch episches Instrument des modernen Ablasshandels, wie die Chauvi-Kasse, überhaupt entstanden wäre. 

Wer diesen sarkastischen Einwurf überstanden hat, dem oder der möchte ich jetzt noch einmal darlegen, warum eine Chauvi-Kasse strikt abzulehnen ist. Es ist eine traurige Tatsache, dass chauvinistisches Verhalten nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Juso-Verband zu finden ist. Deswegen müssen wir uns auch mit diesem Thema auseinandersetzen und Lösungsansätze erarbeiten. Es kann nicht die Lösung sein, dass man chauvinistisches Verhalten durch Zahlung eines Geldbetrages entschuldigen kann, bzw., dass die finanzielle Situation einer Person über die „gefühlte“ Härte der Sanktion bestimmt. 

Vielmehr muss innerverbandliche Aufklärungsarbeit geleistet werden. Allen, die bei den Jusos mitmachen möchten, muss klar sein, dass wir chauvinistisches Verhalten strikt ablehnen und es in unserem Verband nicht tolerieren. Aus diesem Grund müssen wir es politisch anprangern und es durch Worte bekämpfen. Die Chauvi-Kasse tut dies nicht. Viel schlimmer, sie sendet ein falsches politisches Signal und ist deswegen abzulehnen.

Autor: Maximilian Schulz
Für diesen Blogbeitrag und dessen Inhalt ist allein der Autor verantwortlich.