Mittwoch, 5. Oktober 2011

Ein Kommentar zur Thier-Galerie

Die Thier- Galerie – ein Glücksfall für Dortmund

Endlich ist es soweit. Mit dem Auto in die Innenstadt, im Parkhaus parken und mit dem Fahrstuhl direkt in den Tempel einfahren. Warum hat eine solche Erfindung so lange auf sich warten lassen? Seit Jahrzehnten war die Shoppinglaune vom Wetter abhängig. Die Jahreszeiten bestimmten das Geschehen. Nun aber ist Abhilfe geschaffen: Die Thier- Galerie ist da. Niemand muss mehr durch Schnee stapfen, um sich neue High- Heels kaufen zu müssen oder bei 35 Grad im Schatten auf der Suche nach einem Regenponcho zu scheitern. Selbst der Verköstigungsgelegenheit für den belohnenden latte macchiato im Starbucks ist direkt integriert. Trendsetter setzen natürlich auf den Bubble Tea – ebenso wie man sich heute auch in eine Schlange anstellt, um in einen Laden hineinzukommen, anstatt erst vor der Kasse Schlange zu stehen.

Ein echter Glücksfall für Dortmund also!

Die Menschen strömen in Scharen in die Thier Galerie, die Fußgängerströme scheinen sich schon nach wenigen Tagen in den westlichen Teil der Hellwegeinkaufspassage zu verlagern und endlich kann in Geschäften wie Buttlers, NANU NANA oder Lütgenau wieder entspannt eingekauft werden. Dort ist der Hellweg ist endlich wieder begehbar. Er lädt fast zum Flanieren ein. Der Platz und Raum für einen Einkaufsbummel ist wieder da. Die Schaufenster sind wieder zu sehen und die Schlangen an den Kassen sind auch kürzer geworden. Einlassbeschränkungen braucht da offensichtlich niemand (mehr).

Ein echter Glücksfall für Dortmund also!

33.000m² echtes Shoppingparadies scheinen das Angebot in der Dortmunder Innenstadt gänzlich abzurunden. Knapp 40% der Geschäfte in der Thier- Galerie gab es vorher nicht in Dortmund. Alte Platzhirsche wie Voswinkel haben Platz für neue Geschäfte gemacht, als sie sich entschlossen, in die Shopping- Mall einzuziehen. Allein die Architektur gibt den Dortmundern etwas, wonach sie sich so sehr sehnen: Dortmund eine Stadt mit Historie jenseits von Kohle, Stahl und Bier. Die fast schon berlinerisch/preußisch anmutende Fassade erscheint wie eine Insel, eine Oase, eine Weißsagung gar zwischen all den Gebäuden aus dem Wiederaufbau und der Wirtschaftswunderzeit. Dortmund ist wieder wer. Schaut her, liebe Weitgereisten, schaut her liebe Tanten und Onkels aus München, Hamburg, Leipzig und Berlin: Wir haben ebenfalls wertvollen Baubesatz. Diesen zu feiern können wir gleich das Schöne mit dem Schöneren verbinden: Shopping bei konstantem, idealem Shopping- Klima mit den besten Geschäften und den exklusivsten Angeboten der ganzen Stadt – ja des ganzen Ruhrgebietes.

Ein echter Glücksfall für Dortmund also!

Und Kritik? Sicherlich kann die Gefahr bestehen, dass andere Geschäfte existenzgefährdende Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Aber sie müssen sich anpassen. Außerdem muss sich eine Stadt doch verändern; mit der Zeit gehen sozusagen. Warum also nicht jenseits der Kleppingstraße ein Quartier schaffen, welches sich durch Wasserläufe, Bäume und Begrünung auszeichnet? Warum nicht, den Geschäftsbesatz dahingehend ändern, dass mehr kleine Fachgeschäfte, Boutiquen oder Spezialisten ihren Weg finden?
Das Bild der Dortmunder Innenstadt wird sich verändern. Eine kluge Stadtplanung, eine kluge Politik wird vorausschauend agieren und frühzeitig Maßnahmen entwickeln, welche den Ostenhellweg ein unverkennbares Gesicht geben werden.
Die Thier- Galerie? Ein echter Glücksfall für Dortmund also!

Autor:
Florian Meyer
Mitglied der AG Innenstadt, Mitglied im Juso Landesvorstand
27 Jahre

1 Kommentar:

  1. Ich bin gespannt, was für Meinung noch kommen werden! Bislang finde ich es schwierig sich ein festes Urteil zu bilden, da sich der normale Konsum noch nicht eingependelt hat und noch das Phänomen des Neuen stark im Vordergrund steht. Wie sich die Lage des Ostenhellwegs und im Vergleich dazu der Thier-Galerie auf lange Sicht entwickeln bleibt abzuwarten.
    Aber es hat schon Vorteile nicht mehr Essen & Co fahren zu "müssen".

    AntwortenLöschen